Besichtigung des Staatsarchivs mit anschließender Hauptversammlung
Wie immer ist es uns gelungen auch dieses Jahr die
Hauptversammlung wieder in einem besonderen Rahmen stattfinden zu lassen. Dazu trafen
wir uns am Mittwoch, dem 22.11.2017 im Staatsarchiv Ludwigsburg des
Landesarchivs Baden Württemberg. Zunächst bekamen wir eine interessante Führung
durch das Staatsarchiv und hielten im Anschluss dort unsere Hauptversammlung
ab. Das Staatsarchiv ist gerade im Gespräch wegen seiner zukünftigen Nutzung
des Gebäudes mit ihrem zentral gelegenen derzeitigen Standort.
Die Hauptversammlung hatte folgende Tagesordnungspunkte:
Rechenschaftsbericht des Vorstandes mit
Fotorückblick von Jan Gallas ( www.foto-gallas.de )
Kassenbericht durch Björn Winkle (KSK)
Kassenprüfungsbericht
Entlastung des Vorstands
Wahl der Kassenprüfer
Ausblick auf das Jahresprogramm und geplante BdS-Reise
2018
Die Abteilung Staatsarchiv Ludwigsburg ist seit 1995
in der ehemaligen Arsenalkaserne im Zentrum Ludwigsburgs untergebracht. Heute
geben rund 680 staatliche Behörden aus dem Regierungsbezirk Stuttgart Akten an
das Staatsarchiv Ludwigsburg ab. Der nordwürttembergische Raum beschreibt auch
den Schwerpunkt der historischen Bestände des Staatsarchivs. Im Mittelpunkt der
Überlieferung stehen Akten der mittleren und unteren Verwaltungsbehörden mit
einer Vielzahl von Fallakten, in denen Millionen von Einzelschicksalen
dokumentiert sind und die überdies faszinierende Einblicke in das Alltagsleben
vergangener Zeiten ermöglichen.
Einen einzigartigen Zugang sowohl zur Zeit des
Nationalsozialismus als auch zu dessen Aufarbeitung nach 1945 ermöglichen die
knapp 500 000 Akten, die im Zuge der Entnazifizierung von den Spruchkammern
angelegt wurden. Das Schicksal von Tausenden von Opfern des NS-Regimes ist in
den Wiedergutmachungs- und Rückerstattungsakten dokumentiert. In den Akten von
Polizei und Justiz sind viele bekannte Kriminalfälle, darunter auch solche der
RAF, nachzulesen. Das Spektrum der Überlieferung umfasst aber auch
Patientenakten aus staatlichen Kliniken oder das reichhaltige Archiv des
württembergischen Staatstheaters in Stuttgart sowie Unterlagen anderer
Kultureinrichtungen des Landes. In den Magazinen liegen zudem zahlreiche
Dokumente aus der Zeit vor Gründung des Königreichs Württemberg im Jahr 1806,
unter anderem Urkunden und Akten des Deutschen Ordens, des Stifts Ellwangen und
anderer geistlicher Einrichtungen in Nordwürttemberg sowie historische
Dokumente von Ulm, Esslingen, Heilbronn und anderen ehemaligen freien
Reichsstädten. Besonders häufig werden auch die Akten der Kreisregierungen und
Oberämter aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert nachgefragt.
Als landeskundliches Kompetenzzentrum sorgt das
Landesarchiv dafür, die archivalische Überlieferung Baden-Württembergs als Teil
des kulturellen Erbes und der Erinnerungskultur zu sichern, zu erhalten und
jedem Interessierten zugänglich zu machen. Die Bandbreite reicht von der
mittelalterlichen Urkunde bis zu den digitalen Erzeugnissen unserer Zeit
(Datenbanken, E-Mails, Internet-Seiten). Bereits über seine Website schafft das
Landesarchiv vielfältige Zugänge zum Archivgut. Das Landesarchiv arbeitet auch
aktiv an der Erforschung und Vermittlung der Geschichte Südwestdeutschlands
mit.
In den Beständen des Landesarchivs spiegelt sich die
historische und kulturelle Vielfalt Südwestdeutschlands. Jeder Bestand ist
einmalig, steht für die individuelle Geschichte von Menschen und Regionen. So
ist das Landesarchiv ein unersetzlicher Speicher von Wissen und Erfahrung - mit
bemerkenswerten quantitativen Dimensionen: Das Landesarchiv verwahrt in seinen
Magazinen rund 152 Regalkilometer Akten und Bände, 310.000 Urkunden sowie
350.000 Karten und Pläne. Bedeutende Fotosammlungen und audiovisuelle
Unterlagen runden die Bestände ab. Im digitalen Magazin des Landesarchivs
werden elektronische Unterlagen gespeichert.
Mit dem Aufbau archivischer Online-Informationssysteme
und Internet-Portale engagiert sich das Landesarchiv Baden-Württemberg seit
mehreren Jahren in besonderer Weise und nimmt in Verbindung mit der Digitalisierung
von Archivgut die Funktion eines archivischen Kompetenzzentrums wahr.
Seine Erfahrungen bringt das Landesarchiv nicht nur in
landesweiten und nationalen Kooperationen wie dem Aufbau des landeskundlichen
Informationssystems "LEO-BW" (www.leo-bw.de) und der
interdisziplinären "Deutschen Digitalen Bibliothek" (www.deutsche-digitale-bibliothek.de),
sondern auch in europäischen Kooperationen ein. So beteiligte es sich an
mehreren EU-Projekten, die den Aufbau von Online-Informationssystemen und
Portalen zum Ziel hatten, und stellt bereits seit etlichen Jahren im Auftrag
des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg den Bundesratsbeauftragten
für die Digitalisierung von Kulturgut als Vertreter der deutschen
Bundesländer in europäischen und nationalen Gremien.
Text und Fotos:
Jan Gallas, www.foto-gallas.de