Wir haben uns am Brunnen im mittleren Schlosshof getroffen
und wie bestellt kam genau in dem Moment die Sonne raus und begleitete uns die
ganze Führung.
Noch bevor das Schloss erbaut wurde, war der sogenannte
Erlachhof auf dem Gelände des späteren Schlosses, ein bedeutender
Versorgungsbetrieb für das Kloster Bebenhausen bei Tübingen. Insofern geht das
„Wirtschaften“ in Ludwigsburg hier bis ins 15 Jhd. Zurück. Aber erst der
Schlossbau brachte dann den ersten größeren Aufschwung, Händler und Handwerker
zogen nach Ludwigsburg. Unter anderem ganze Clans aus Italien kamen an und
bauten diese Stadt auf. Trotz angepriesener Steuerfreiheit und kostenlosem
Bauland und Baumaterial ließen sich aber erst zögerlich mehr Einwohner
ansiedeln, da Ludwigsburg, bis auf den heutigen Tag, auf vielen Wasserquellen
steht, was zu früheren Zeiten extreme Probleme beim Bauen bereitet hat.
Nach Wegzug des Hofes im Jahre 1816 kam es zum
wirtschaftlichen Absturz, wo kein Hof, da kein Verdienst, die Einwohnerzahl
sank um die Hälfte.
Doch es kommt zur "Neuerfindung" der Stadt,
Gewerbetreibende bekommen günstige Konditionen und siedeln sich an. Ende des 19
Jahrhunderts kommt es zu einer Blütezeit der Wirtschaft in Ludwigsburg und
viele weltweit renommierte Firmen hatten damals ihren Ursprung. Besonders
schmerzhaft für uns Selbständige des BDS war zu erfahren, dass die meisten der
Firmen nicht überlebt haben. Der erste Weltkrieg, die starke Rezession in den
20er Jahren des 20 Jahrhunderts und der zweite Weltkrieg waren für viele Firmen
einfach zu viel. Aber es gibt auch einiger Firmen, die bis heute prosperieren
und Weltmarktführer sind, allen voran beispielsweise Kaffee Frank, das die
Keimzelle des heutigen Nestlekonzerns gebildet hat.
Wir haben auf unserem Rundgang so berühmte Beispiele der
Ludwigsburger Wirtschaft kennengelernt, wie Justinus Kerner, der durch die
Entdeckung eines Giftes, das bei der Zersetzung von Wurst entsteht den
Vorläufer des heutigen Botox entdeckte und damals schon bei Muskelverspannungen
erfolgreich einsetzte. Oder die tragische Figur des Erfinders des Streicholzes
Jakob Friedrich Kammerer, der einen durchaus
erfolgreichen Wirtschaftsbetrieb mit über 40 Mitarbeitern aufbaute, aber
aufgrund seiner Teilnahme am Hambacher Fest politisch verfolgt und auch zu Haft
auf dem Hohenasperg verurteilt wurde. Davon erholte er sich zwar und floh dann
in die Schweiz, wo er einige Jahre gut und erfolgreich lebte. Doch zum
Lebensende zog es ihn zurück nach Ludwigsburg und seine Geschäfte brachen
zusammen. Schließlich starb er in einer privaten Irrenanstalt.
Die Firma Buchrucker, die eine ebenfalls weltweit
bekannte Firma für Zinngießereien war, hatte ihre Produktion in einem Hinterhof
der Eberhardstraße und Produkte von dieser Firma erfreuen sich bei Auktionen
großer Beliebtheit und erzielen Höchstpreise.
Als letztes Beispiel sei die Firma Hauser in der
Hospitalstraße angeführt, die Spielzeug herstellte. Unter anderem ist sie der
Erfinder des Kartenspiels „Elfer raus“, aber zu noch größerer Berühmtheit
führte sie die Herstellung der „Bild-Lilly“ einer Puppe, die für einen Cartoon,
der in den 50er Jahren in der Bildzeitung erschien und deren Protagonistin
Lilly war, hergestellt wurde. Die Rechte an dieser Puppe hat Hauser an die
Firma Matell verkauft und diese brachte dann die Puppe als „Barbie“ auf den
Markt und trat damit einen Siegeszug um die Welt an.
Nach 2 Stunden Führung, die alle Teilnehmer begeistert
hatte, war es dann leider mit dem Sonnenschein auch wieder vorbei und wir
schafften es gerade noch in das Café und
Bistro Le Baron unseres Mitglieds Jürgen Feyhl, wo wir dann bei leckerem
Speis und Trank den Abend noch lange ausklingen ließen. Netzwerken,
Kennenlernen neuer Mitglieder und auch Gäste anderer Ortsvereine standen dabei
im Vordergrund und alle Teilnehmer waren sich einig: es war wieder ein rundum
gelungene Veranstaltung des BDS Ludwigsburg.