Auf Vermittlung
unseres Mitgliedes Frau Elisabeth Späth besichtigten wir am Mittwoch 06.06.2018 das
Müllheizkraftwerk in Stuttgart-Münster. Anschließend ließen wir den Abend im Freien auf der Terrasse im „Haus am See“ am Max-Eyth-See
ausklingen.
Wertvolle Energie aus
Abfall und Kohle. Das Heizkraftwerk Stuttgart-Münster ist im
EnBW-Kraftwerkspark eine Besonderheit: Der Schwerpunkt dieser Anlage liegt
nicht auf der Stromerzeugung, sondern auf der thermischen Müllbehandlung und
Fernwärmeerzeugung. Herr Franz Robert führte uns professionell durch das
Kraftwerk.
Zur besseren
Brennstoffausnutzung wird in Stuttgart-Münster gleichzeitig Strom und Fernwärme
nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Das Heizkraftwerk besteht
aus einem Steinkohlekraftwerk mit drei Kohlekesseln, einer
Abfallverbrennungsanlage mit drei Müllkesseln, zwei Dampfturbinen und einer
Gasturbinenanlage. Insgesamt verfügt der Standort Stuttgart-Münster über eine
elektrische Leistung von 164 Megawatt und eine thermische Leistung von 450
Megawatt. Die Behandlungskapazität des Müllheizkraftwerks beläuft sich auf
420.000 Tonnen pro Jahr (Bezugsheizwert 11.000 kJ/kg). Die EnBW leistet so
einen wichtigen Beitrag für eine zuverlässige, umweltverträgliche und
wirtschaftliche Restmüllentsorgung in Baden-Württemberg.
Als „Dampfkraftwerk des
städtischen Elektrizitätswerks“ nimmt das Kraftwerk Stuttgart-Münster 1908 die
Stromerzeugung für die Stadt Stuttgart auf, um den steigenden Bedarf an Energie
in der Region zu decken. Mit der verstärkten Elektrifizierung der Bahn wird ab
1933 bis in die 1970er Jahre zusätzlich Bahnstrom in Münster erzeugt. 1935
beginnt im Münsteraner Kraftwerk die Fernwärmeerzeugung durch Kraft- Wärme-Kopplung.
Erste Kunden sind die Mineralbäder und das Krankenhaus Bad Cannstatt. Nach
verheerenden Kriegsschäden 1943 und 1944 werden nach dem Krieg nicht nur die Trümmer
beseitigt, sondern auch die Kapazitäten des Kraftwerks erweitert, denn noch
immer steigt der Energiebedarf. 1965 nimmt die Müllverbrennungsanlage in
Stuttgart-Münster den Betrieb auf und läutet damit eine neue Ära in der
Kraftwerksgeschichte ein. Strom und Fernwärme werden ab diesem Zeitpunkt auch
aus Abfall erzeugt. Gestiegene Umweltschutzanforderungen machen es in den
1980er und 1990er Jahren erforderlich, umfangreiche Reinigungsanlagen für die
bei der Kohle- und Müllverfeuerung entstehenden Rauchgase zu bauen. 1986 werden
zunächst die katalytischen Entstickungsanlagen für die Kohlekessel in Betrieb
genommen. Die Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) zur Reinigung der Rauchgase aus
den Kohlekesseln startet ihren Betrieb 1988. Zur Reinigung der Abgase aus der
Müllverbrennungsanlage wird schließlich 1993 eine hochmoderne
Rauchgaswaschanlage (RWA) in Betrieb genommen. Weitere Ausbauten im Kraftwerk wie
die Errichtung des Gesamtmüllbunkers 1997 halten das Kraftwerk fit für die
Anforderungen an eine moderne Abfallentsorgung. Seit 2003 gehört das Kraftwerk
Stuttgart-Münster zum Kraftwerkspark der EnBW Kraftwerke AG. Mit der
Inbetriebnahme von zwei neuen Ersatzmüllkesseln 2007 können jetzt jährlich über
420.000 t Müll verbrannt werden. 2008 blickt das Kraftwerk auf eine 100-jährige
Erfolgsgeschichte zurück – 100 Jahre Energie für die Region als zuverlässiger
Partner für die Stadt und die Region Stuttgart sowie das Land
Baden-Württemberg.
Text und Fotos: Jan Gallas, www.foto-gallas.de
Infos zur EnBW: www.enbw.com