Wir
schreiben das Jahr 1838. Eine Zeitgenossin der berühmten Hofschauspielerin
Amalie Stubenrauch empfängt die Besucher, schon in der eleganten Balltoilette,
für einen Hofball im Stuttgart der Biedermeierzeit. Als Bühnenkollegin kennt
sie auch das pikante Verhältnis der gefeierten Schauspielerin zum
württembergischen König Willhelm I. – vom ersten Moment an.
Eigentlich
stammt sie aus Ludwigsburg, aber weil der Ruf der Schauspielerei noch immer
nicht der beste ist, hat sie sich einen Künstlernamen zugelegt: Amanda. Bei
diesem Event lernten wir Amanda persönlich kennen…
Wir
genossen eine tolle, informative und begeisternde Schlossführung bei bislang
der höchsten Lufttemperatur des Jahres. Nach der Führung ließen wir bei italienisch-mediterraner
Küche und tropischer Hitze den Abend gemütlich in der Osteria Pittelli,
Marstallstr.1 ausklingen.
Amanda:
"Kommen
Sie doch mal ein bisschen näher!“, sagt Amanda und winkt die Besucher der
Schlossführung zu sich heran. Die zierliche Frau streicht sich das lange,
barocke Seidenkleid glatt, das perfekt zu ihren grünen Schuhen passt, zurecht
und blickt ernst in die Runde. Sie mustert die weiblichen Besucher eingehend
und kritisiert dann mit Blick auf die T-Shirts und Hosen der Damen: „Meine
Güte! Damen in Männerkleidern. Das müssen Sie aber schleunigst ändern. Wir
schreiben heute schließlich den 31. Mai 1838.“
Amanda,
die eigentlich Regina Kemle heißt und als Touristenführerin im Ludwigsburger
Residenzschloss arbeitet, nimmt die Besucher der Kostümführung mit auf eine
Zeitreise zu Eberhard Ludwig Herzog von Württemberg, der das Schloss einst als
sein eigenes kleines „Versailles“ hat erbauen lassen. Das Residenzschloss zählt
mit seinen Schlossgärten und der kostbaren Ausstattung zu den weitläufigsten
und imposantesten Barockanlagen Europas.
Amanda
führt in das Schlafgemach, das Audienzzimmer, in dem oft sogenannte
„Assembleen“, also Treffen, abgehalten wurden, den Spielpavillon, wo beim Skat
um viel Geld gespielt wurde, in die Schlosskirche mit eigener Herzogsloge und
schließlich zur Ahnengalerie, in der nur äußerst selten Gemälde von Frauen
hingen. „Frauen waren zu dieser Zeit nur von Bedeutung, wenn sie erstens Kinder
kriegen und zweitens Jungen gebären konnten.“ ….
Bilder:
www.foto-gallas.de
Jan
Gallas